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Von Gurbetçi¹, Deutschländern² und ihren gewanderten Dingen

Ein laufendes Projekt von Mehtap Ergün und Ioni Laibarös – aufge­nommen in der Türkei und Deutsch­land seit 2021.
In loser Folge gibt es hier Notizen zum Fortgang des Vorhabens.

1 Gurbetçi (Gurbetschi). Someone with a Turkish origin who lives and works in another country, especially in Germany.
Wiktionary, 11. August 2023
2 Türkische Sprachbezeichnung für eine Per­son türkischer Abstammung, die in Deutsch­land lebt. Übersetzung des türkischen »Alma­ncılar«.
Wiktionary, 21. November 2023


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20. September 2024

Hikmet E.

An der Schwarzmmeerküste besuchten wir in Zon­gul­dak Hikmet Bey. Er pendelt zwischen Didim an der Ägäis­küste, Zonguldak am Schwar­zen Meer und Duisburg im Ruhrgebiet.
Der Ingenieur liebt deutsche Spargelsuppe und rheini­schen Sauerbraten, sagt aber auch nicht Nein zum türkischen Rakı. Interessanterweise erwirbt er den Schnaps in Deutschland. Nicht nur der niedrigere Preis ist ein Grund dafür. Hikmet Bey ist auch der festen Überzeugung, dass der für den Export be­stimmte Rakı eine hö­here Qua­li­tät hat als die in der Türkei erhält­liche »Löwenmilch«.

Hikmet Bey während des Gesprächs

15. September 2024

Yücel C.

In Bodrum wurden wir von Yücel Bey empfan­gen. Der junggebliebene 86-Jährige erzählte uns, dass er in der Türkei am meisten das gute Ber­liner Lei­tungs­wasser vermisst.
1971 kam Yücel Bey nach Berlin um sein Stu­dium der Wirtschaftswissenschaften fort­zu­setzen. Sein Arbeits­leben führte in zu ver­schiedenen Statio­nen, angefangen von der Keksfabrik Bahl­sen, über das Kaufhaus Quelle, zur Buchhaltung für ver­schie­dene Firmen bis zur Steureberatung in Kreuz­berg. Nur sein Studium hat er nie ab­ge­schlossen.
Da sein Sohn das Fussballspielen dem Geige­spielen vorzog, tauschte er irgendwann des­sen Geige gegen eine Ud (Kurzhalslaute aus dem vorderen Orient) eines türkischen Musi­kers. Das Instrument wird heute noch vom ambitionierten Hobbymusiker Yücel Bey ge­spielt. So kehrte die Ud wieder in ihr Ur­sprungs­land zurück.

Yücel Bey und Mehtap Ergün beim Gespräch mit Blick aufs Meer

13. September 2024

Osman K.

Auf der Terasse seines Cafes in Kıyı­kışla­cık in der Nähe von Milas hatten wir eine Verabredung mit dem 84-­jährigen Osman Bey.
Der gelernte Rohrschweißer kam 1969 nach Donau­wörth in Bayern zu einer Waggonbau-Firma. Ein Jahr später machte er sich auf den Weg nach Berlin. Dort arbeitete er im Rohrleitungsbau und konnte sich als wahre Fachkraft seinen Arbeitsplatz aussuchen. Seinen ursprünglichen Plan nur zwei Jahre in Deutschland zu bleiben und sich dann in der Türkei ein Haus zu kaufen hat er so nicht umgesetzt. Bis zu seiner Rente im Jahr 2000 arbeitete er als Schweißer in Deutschland, aber schon in den frühen 1980er Jahren kaufte er sich sein Haus in der Türkei. Heute pendelt er zwischen Istan­bul und der südlichen Ägäisküste. Nach Deutschland reist er nur noch alle paar Jahre.
Neben einer Reihe Biergläser verschiedener deutscher Brauereien in seinem Cafe zeigte uns Osman Bey auch einen großen Garten­zwerg, den er vor 40 Jahren bei Karstadt in Berlin erworben hat.

Osman Bey und Mehtap Ergün auf der Terasse des Kaan Cafe & Nargile

11. September 2024

Yusuf K.

Heute haben wir bei einem Gespräch in Par­lak Köy an der Nordwestseite Karaburuns er­fahren, dass der ehemalige Muhtar (Orts­vor­steher) von Eğlenhoca, Yusuf Bey, vor drei Monaten ver­stor­ben ist. 2021 war er einer der Ersten mit dem wir für unser Pro­jekt sprechen durften.
Einerseits macht uns die Nachricht sehr trau­rig, andererseits sind wir dankbar, dass wir einen Teil seiner Geschichte fest­halten konnten. Mit Wehmut erinnern wir uns an die Begnung und das tiefgehende Gespräch mit Yusuf Bey. Möge er in Frieden ruhen.

Gruppenbild Ioni Laibarös, Yusuf K. und Mehtap Ergün

10. September 2024

Oğuz K.

Bei freiem Blick auf das Meer spra­chen wir mit Oğuz Bey auf der Terasse seines Hauses am Orts­rand von Balık­lı­ova.
40 Jahre arbeite er in Berlin bei dem Maschi­nen­bauer Orenstein & Koppel. Da sein Nachname zu schwer aus­zu­sprechen war, nannten die Kol­le­gen ihn all die Jahre nur »Kalli«.
Lachend quittierte seine Ehefrau die Tat­sache, daß er bei seinem ersten Heimat­urlaub 1972 zwar mit einem Ford Taunus ankam, aber ansonsten keine Geschenke für die Familie dabei hatte. Da er noch heute den jähr­lichen Weg von Berlin nach Kara­burun und zurück mit dem Auto macht, hat er inzwischen immer reich­lich Geschenke dabei.
Auf einer dieser Fahrten brachte er in den 80ern ein rustikale Ritterfigur aus einem Berliner Baumarkt mit, die bis heute ihre Funktion als Halter für das Kaminbesteck erfüllt.

Mehtap Ergün, Oğuz Bey und Kadir Bey im Gespräch auf der Terasse

6. September 2024

Fatma A.

Nach drei Jahren waren wir wieder in Balık­lı­ova bei Izmir und trafen Fatma Hanım. Die beiläufige Frage nach ihrem Lieblings-Fuss­ball­verein beant­wortete sie zu unserer Über­raschung mit »Grün und Weiss sind unsere Farben, Borussia.« Zu ihrer Freude deckten sich die Farben ihrer Heimatstadt Bursa mit denen der Borussia aus Mönchen­gladbach.
Ohne irgendjemanden zu informieren reiste sie 1973 heimlich mit ihrem Verlobten Karl­heinz von Bursa nach Mönchengladbach. Erst nach längeren Recherchen begrif­fen ihre Angeörigen, dass sie das Land verlassen hatte. Als sie ein hal­bes Jahr später mit ihrem deutschen Ehemann wieder in die Heimat kam, hatten die Eltern ihren Frieden mit den neuen Verhält­nis­sen gemacht. Am Niederrhein arbeitete Fatma Hanım als selbs­tändige Schneiderin.
Nachdem ihr Ehemann früh verstarb, eine zweite Ehe scheiterte, kehrte sie 1983 in die Türkei zurück. Aus dieser Zeit hat sie noch heute einen Vitri­nen­schrank aus Deutsch­land in der Küche stehen, voll mit zahl­reichen Erin­nerungs­stücken.

Mehtap Ergün befragt Fatma Hanım

3. September 2024

Izmir

Die Gastgeschenke sind bereit. Nach über einem Jahr machen wir uns wieder auf den Weg in die Türkei. Diesmal werden wir die der Metro­pol-Region Izmir bereisen. Wir hoffen, an der Ägäis-­Küste auf eine Reihe Almancılar zu tref­fen und unser Projekt mit weiteren inter­es­san­ten Ge­schichten zu füttern.
Su gibi git, su gibi gel!

Merci Schokolade

10. März 2024

Asiye D.

In Nürnberg besuchten wir Asiye Hanım – nahezu die ganze Familie war anwesend.
Zusammen mit ihren beiden Söhnen folgte sie 1971 ihrem Mann aus der Westtürkei nach Nürn­berg. Sie fand glücklicherweise eine Arbeits­stelle gegenüber ihrer Wohnung. Vom Küchen­fenster aus konnten ihre kleinen Kinder sie sehen. Da es keine Kin­der­betreuung gab, war das für sie zu Beginn die einzige Möglich­keit einer Er­werbs­arbeit nachzugehen. Nachdem für die Söhne eine Betreung gefunden war, arbeitete sie bis zu ihrer Rente 1999 in ver­schie­denen Nürn­ber­ger Firmen.
Von ihrer Mutter bekam Asiye Hanım zu ihrer Hoch­zeit in den 1960er Jahren einen hand­ge­webten Tep­pich geschenkt, der sich noch heute im Fa­mi­lien­besitz befindet.

Großer Empfang in Nürnberg-Eibach

9. März 2024

Memed Ç.

In Kornwestheim bei Stuttgart besuchten wir das Multitalent Memed Bey – Gärtner, Maler, Lieder­macher. Der in der Gegend von Tunceli aufge­wachsene Memed Bey kam über die Stationen Istan­bul und Athen 1988 der Liebe wegen nach Korn­west­heim. Mehr als zwanzig Jahre arbei­tete er in der Stadtgärtnerei und kann heute noch die Bäume zeigen, die er vor Jahrzehnten gepflanzt hat. Daneben pflegte er das Musikmachen und ist in­zwischen als »Dersimli Ozan« (Liedermacher aus Dersim) bekannt.
Wie dem Foto zu entnehmen ist wurden wir mit einer Live-Darbietung in seiner Küche über­rascht.

Memed Bey musiziert

21. Februar 2024

Şefika A.

So kann man ein Gespräch beginnen! Bei Şefika Hanım in Berlin-Reinickendorf erwar­tete uns ein reich gedeckter Tisch mit haus­gemachten türkischen Lecker­bis­sen. In entspannter Atmosphäre erzählte Şefika Hanım von ihren mehr als 50 Jahren in Ber­lin und ihrer Arbeit bei Siemens und AEG.
Die Erinnerungen an ihre Heimat Hatay wer­den von ihrem aufbewahrten Verlobungskleid und einer speziellen Koch­form für die Zube­reitung von Müçver wach­ge­halten. (Siehe dazu zweite Platte von links mit frisch zubereiteten Müçver.)

Ein reich gedeckter Tisch

25. November 2023

Neben Recherchieren, Transkripieren der Interviews verbrachten wir in den letzten Monaten viel Zeit mit Entwurfsarbeiten für eine mögliche Ausstel­lungs­präsentation. Yusuf Bey aus Eğlenhoca in der Westtürkei bekommt seinen ersten Auftritt.
Den inzwischen 35 Portraitierten werden weitere folgen.

Verschiedene Plakatentwürfe

19. Juni 2023

Çınar D.

Um die Familie zusammen zu führen folgte Çınar Hanım ihrem Eheman Musa Bey 1969 nach Krefeld. Neben der fünfköpfigen Familie kümmerte sich Çınar Hanım auch intensiv um die Firma ihres Mannes, siehe vorherigen Beitrag.
Die beiden pendeln seit Jahren zwischen Kre­feld, Kuşadası an der Westküste und ihrem Hei­mat­ort Örs in Ostanatolien. Immer mit dabei sind Haarpflegeprodukte der Marke Schauma aus Deutschland.

Çınar Hanım verfolgt aufmerksam Mehtap Ergün beim Schreiben ihrer Aussagen

19. Juni 2023

Musa D.

Im Weiler Hörs im Landkreis Mazgirt vermit­tel­ten uns die Männer vor dem Dorfladen Musa Bey für ein Ge­spräch. Musa Bey, auf dem Bild ganz rechts, kam 1965 nach Nordrhein-Westfalen. Nach einem Jahr liess er sich in Krefeld nieder und arbeitete dort in einer Maschinenbaufirma. Seine ursprüngliche Idee solange in Deutschland zu arbeiten bis er genügend Geld für einen Trak­tor zusammen hat, gab er früh auf. Im Ge­gen­teil er gründete in Krefeld ein eigenes Unternehmen, das schon sehr früh Charterflüge in die Türkei organisierte.
Bei der Frage nach seiner Adresse in Deutsch­land holte er die Visitenkarten von seiner da­ma­li­gen selb­stän­di­gen Tätigkeit aus dem Wohn­zim­merschrank.

Männer an einem Tisch im Freien sitzend

17. Juni 2023

Mustafa T.

»Alles klar?« sind die Worte, die dem heute 93jährigen Mustafa Bey, sofort einfallen, wenn man ihn nach seinen deutschen Lieblingswörtern fragt. Mustafa Bey trafen wir in seinem Sommer­haus in Mercan. Seinen Lebensmittelpunkt hat er in Istanbul.
1963 kam er nach nach Dortmund, um bei Hoesch im Stahlwerk zu arbeiten. Nach 21 Jahren kehrte er in die Türkei zurück. Damals brachte er den vom Trödelhändler gekauften Holz- und Kohleofen mit. Wie dem Foto zu entnehmen ist, ist der Ofen heute noch im Einsatz.

Gesprächssituation bei Mustafa Bey

17. Juni 2023

Hüseyin A.

Der Grund für Hüseyin Beys Aufbruch nach Deutsch­land war die Neugier. 1971 kam er nach Schwäbisch Gmünd zum Arbeiten in einer Bau­firma. Wenig später zog es ihn weiter nach Radolf­zell. Dort arbeitete er sieben Jahre lang bei der Firma Schiesser in der Trikotagen­pro­duktion. Nachdem er sich seine Rentenbeiträge hatte auszahlen lassen, zog er 1978 wieder zurück in die Türkei. Seit­dem pendelt er wie so viele seiner Lands­leute zwischen den beiden Ländern.
In einem Anbau seines Hauses zeigt er uns seine motorisierten Gartengeräte der Marke Bosch.

Gartenlaube mit Menschen im Gepräch

17. Juni 2023

Asiye A.

Im Dörfchen Ağören erwarteten uns, zu unse­rer Überraschung, in der ehemaligen Dorf­schule 10 Leute, die meisten davon mit Migra­tions­ge­schichte. Es waren Menschen dabei, die in der Schweiz, in Groß­bri­tan­nien oder in Deutschland leben und lebten. Es gab ein längeres Gepräch über Integra­tion, Assimilation und den Schwie­rig­keiten für die Jungen im Ausland eine Bin­dung zur Herkunftskultur ihrer Eltern zu schaf­fen. Ohne Lösungen für diese Themen gefunden zu haben, zogen wir weiter zur Gartenlaube von Asiye Hanım und Hüseyin Bey.
Im Rahmen der Familienzusammenführung kam Asiye Hanım 1971 nach Radolfzell am Boden­see. Ihre geschickten Hände waren bei der Herstellung von Kontrollleuchten für Elek­tro­geräte gefragt. Seit 1978 pendelt sie mit ihrem Ehemann der Kinder wegen, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, zwischen dem Bodensee und ihrem Heimat­dorf Ağören.
In ihrer Küche hat das damals mitgebrachte Ge­schirr im zeittypischen Blumendekor einen Son­der­platz. Ihre Nachbarin ging sogar soweit, zu sagen, daß die Küche »Vintage« sei. Dem ist nicht zu widersprechen.

Gesprächssituation in der ehemaligen Dorfschule

17. Juni 2023

Nafiye K.

In Mercan, Kreis Tercan, Provinz Erzincan waren wir bei Nafiye Hanım zu Gast. 1974 war sie zu­sammen mit ihrem Ehemann und den drei Kindern nach Aalen am Fuß der Schwä­bi­schen Alb gegangen. Doch nach nur einem Jahr beschloss die Familie im ersten Som­mer­urlaub, daß der Vater alleine nach Aalen zurückkehrt und die Mutter mit den Kindern in Mercan bleibt. Ihre Erinnerung an Schwa­ben sind noch sehr präsent. Sie erzählte uns von der Bauersfamilie mit der sie sich in dem Jahr angefreundet hatte und von de­ren Ent­täuschung, als sie nicht mehr zu­rück­kehrte.
Ihr Ehemann brachte bei seiner Rückkehr ein paar Jahre später auch das gemeinsam in Stutt­gart erworbene »Schlafzimmer« mit. Welches uns nach fast 40 Jahren mit großem Stolz prä­sen­tiert wurde.
Auf dem Foto sind neben Nafiye Hanım (2.v.r.) ihr Bruder Yusuf, ihre Tochter Sükriye und die Fragen­stel­lerin Mehtap Ergün zu sehen.

Gruppenbild der beim Gespräch anwesenden Menschen

16. Juni 2023

Haydar G.

Haydar Bey, der damals bei der türkischen Post arbeitete, erhielt Anfang der 1970er Jahre eine Brief vom türkischen Staat mit der Ermunterung sich um eine Ar­beits­auf­nahme in Deutschland zu bewerben. Nach dem Durchlaufen der Unter­suchun­gen bekam er 1971 eine Arbeitsstelle bei den Bor­sig­wer­ken in Berlin-Tegel. Jahrelang war er als Kranführer tätig, später engagierte er sich im Betriebsrat.
Interessanterweise brachte Haydar Bey neben einer Heckenschere auch Weinpflanzen aus einem Berliner Bau­markt mit in seinen Hei­mat­ort Temür­taht.

Haydar G. während des Gesprächs, im Hintergrund seine Ehefrau Senem

16. Juni 2023

Senem G.

In Temürtaht hatten wir unser erstes Ge­spräch. Senem Hanım pendelt seit Jahren mit ihrem Ehe­mann zwischen Berlin, Izmit und eben Temürtaht. 1972 war sie ihrem Mann nach Berlin gefolgt. Mit großer Traurigkeit ließ sie damals ihre noch sehr kleine Toch­ter bei Verwandten zurück. Die Erinnerung daran schmerzt heute noch sehr. Über Jahre arbeitete sie in der Fleisch­ab­tei­lung des Kaufhauses Wertheim.
Ebendort kauft sie ein Kaffeservice, das ihrem Ehemann Haydar so gut gefiel, und brachte es vor vielen Jahren unbenutzt mit in die Türkei.

Senem G. im Gespräch mit Mehtap Ergün

13. Juni 2023

Tunceli

Die Reisevorbereitung laufen. Morgen flie­gen wir nach Elazığ, um uns dann zwei Wochen in der Region Tunceli aufzuhalten. Konkrete Termine gibt es noch nicht, doch es gibt einige Kon­takte in die Gegend. Wir sind sehr gespannt auf unsere Begegnungen und freuen uns auf neue Fotos und Inter­views. Kolay gelsin.

Landkarte in einem Koffer liegend

9. Juni 2023

Salih F.

Heute kam eine Nachricht von Salih Beys Enke­lin, dass unser Brief mit Fotoabzügen wohlbe­hal­ten in Çaycuma angekommen ist. Die Familie war sehr gerührt und sie wird »diese wertvollen Erinnerungen für den Rest ihres Lebens aufbe­wahren«. Für uns ist das Bestätigung und Moti­vation an unserem Projekt weiter zu arbeiten. Vielen Dank dafür.

Postsendung mit Brief und Bildern

11. Februar 2023

Hasibe Z.

In Berlin-Schöneberg waren wir bei Hasibe Hanım zu Gast. Die 1937 in Bulgarien ge­bo­rene Hasibe Hanım kam 1963 auf Anraten ihres Arztes nach Deutschland. Er war der Meinung, eine Luftver­änderung wäre das Rich­tige für sie. Über Hil­des­heim und Salz­git­ter kam Hasibe Hanım nach Berlin, um in der Radioindustrie zu arbei­ten. Seit ihrer Pensionierung 1989 pendelt sie zwi­schen Berlin und Istanbul.
Aus Istanbul stammt auch das aus Kupfer getrie­bene Tablett, das an der Wand im Wohn­zimmer hängt. An dem aufwändig gear­bei­teten Werk hängen viele persönliche Erin­nerungen.

Alle am Gespräch Beteiligten

4. Februar 2023

Recep A.

Recep Bey verließ seine Heimat Caycuma 1969 um in Bergkamen seine Arbeit im Bergbau aufzu­nehmen. Er erzählte uns eine schöne Geschichte von seiner Migra­tion nach Deutschland. Kurz bevor der Zug nach München die türkische Grenze überquerte, war­fen die Rei­sen­den ihre türki­schen Lirascheine aus dem Fenster, im Glauben, daß sie das Geld in Deutsch­land sowieso nicht mehr bräuchten und die türkischen Grenzsoldaten sich über das Geld freuen würden.
In der Küche in Bergkamen kommt noch immer eine Aluminium-Wasserkanne aus der Türkei zum Ein­satz.

Recep Bey im Gespräch

4. Februar 2023

Penbe E.

Ebenfalls in Werne an der Lippe ist Penbe Hanım zuhause. Sie folgte 1970 ihrem Mann, der schon ein Jahr zuvor eingereist war, nach Nordrhein-Westfalen. Ihre Arbeits­sta­tionen reicht vom Nähen von Lam­pen­schirmen in Heimarbeit, über die Arbeit in einer Fischfabrik bis zur Tätig­keit als Reini­gungs­kraft in einem Steu­er­be­ratungsbüro.
Ihr kleines Stück Türkei ist ein vor Jahr­zehn­ten mitgebrachtes »Tepsi« (Tablett, Back­blech) voller Ge­brauchs­spuren.

Penbe Hanım im Gespräch

4. Februar 2023

Lütfiye Y.

Frühmorgens ging es mit dem Zug nach Nord­rhein-Westfalen. In Werne an der Lippe und Bergkamen hatte Radiye Hanım (auf dem Foto 2. von links) drei Termine für uns verab­redet und begleitete uns mit großem Einsatz den ganzen Tag.
Als Erste besuchten wir Lütfiye Hanım, die 1970 zuerst nach Hannover und dann nach Werne an der Lippe kam. Sie arbeitete lange in der Textil­pro­duktion. Angestiftet von der sogenannten »Rück­kehrerprämie« in den 1980er Jahren verließ Lütfiye Hanım Deutsch­land für 17 Jahre wieder. Der Wunsch wieder näher an der in Deutschland geblie­benen Familie zu sein, veranlasste sie zu einem erneuten Umzug nach Nordrhein-West­falen. Als Objekt ihrer Erinnerung an die erste Heimat verwies sie auf ihren goldenen Ehering, den sie seit 57 Jahren trägt.

Alle am Gespräch Beteiligte

28. Januar 2023

Ali Kemal G.

Für unser erstes Gespräch im Jahr 2023 tra­fen wir uns mit Ali Kemal Bey in Berlin-Span­dau. Der von Sie­mens angeworbene Arbei­ter kam 1965 im Alter von 31 Jahren nach Deutschland. Im Unterschied zu vielen ande­ren legte er den letzten Abschnitt sei­ner Reise, nämlich von München nach Ber­lin, mit dem Flugzeug zurück. Am Flughafen in Ber­lin wurde er zusammen mit seinen 27 Mitrei­sen­den von einer Musikkapelle emp­fangen. Sicher zur großen Freude von Ali Kemal Bey, der selbst ein leiden­schaft­licher Musiker ist und seit Jahren Bağlama (Langhals­laute) spielt.
Er erzählte von der nicht konfliktfreien Arbeit bei Siemens und vom Leben im Wohn­heim. Außerdem schil­derte er, daß er sich anfangs hauptsäch­lich von Eiern und Fisch ernährte. Da es nahezu unmöglich war Fleisch zu finden, das den musli­mischen Regeln ent­sprach. Ganz zu schweigen von Türkei-typi­schen Grund­nah­rungs­mitteln wie Oli­ven, Auber­ginen, Kichererbsen etc.

Ali Kemal Bey während des Gesprächs

17. Dezember 2022

Fethiye O.

Im Alter von 21 wurde Fethiye Hanım von einem Hotel in Hessen als Zimmermädchen an­ge­worben. Später wechselte sie in die Indus­trie. Zum Ende ihrers Berufslebens war sie als Reinigungskraft in Seligen­statdt, wo sie heute noch lebt, angestellt.
Vor ihrer Ausreise 1973 bekam sie von ihrem Vater ein Oklava, die türkische Version eines Nudelholzes, ge­schenkt, damit sie auch in der Fremde traditionell türkische Teig­waren herstellen kann. Das Nudelholz ist immer noch fester Bestandteil ihrer Küchen­utensilien und erfüllt seit Jahr­zehnten seine Aufgabe.

Fethiye Hanım im Gespräch mit Mehtap Ergün

17. Dezember 2022

Cevriye A.

Schon 1959 kam Cevriye Hanım nach Offen­bach. Sie verbrachte ihr gesamtes Arbeitsleben im Rhein-Main-Gebiet. Sie brachte ihren damali­gen Arbeitgeber dazu, auch ihren Mann als Arbeitskraft anzu­for­dern und ihm damit die Einreise zu ermöglichen. Einmal im Jahr ist sie zu Besuch in iherer Heimatstadt Izmir.
Die von ihr als junges Mädchen bestickten Kissen haben immer noch einen Platz auf ihrem Sofa. Allerdings sind sie inzwischen von ihrem ursprünglichen Zweck – poten­ti­elle Ehemänner zu beindrucken – befreit und glänzen heute als wunderschöne Handarbeit.

Die aufmerksame Cevriye Hanım hört der Interviewerin zu

17. Dezember 2022

Zeliha Ö.

Ohne ihre vier Kinder kam Zeliha Hanım 1972 nach Deutschland. Ihr Arbeitsleben führte sie von Dortmund über Berlin schließlich nach Offenbach. Paralel zu ihrer harten Arbeit in deutschen Fabriken startete Zeliha Hanım eine Karriere als Sängerin. Sie trat nicht nur im gesamten Bundesgebiet vor ihren Lands­leuten auf, sondern reiste auch für Auftritte nach Schweden und Frankreich.
Ein vergilbtes schwarz-weiß Foto ihrer Mutter hält die Erinnerung an die Türkei wach.

Reproduktion eines Fotos, das Zeliha Hanım während eines Auftritts zeigt

19. September 2022

Necati A.

Bei einer Fahrt über die Dörfer in der Nähe von Zonguldak trafen wir in Köserecik Necati Bey. Er saß bei Bekannten im Garten und er­klärte sich spontan zu einem Inter­view be­reit. Bei Tee und frischen Feigen er­zählte er aus seinem Leben. 1971 kam Necati Bey ins Ruhrgebiet um als Hauer in der Kohleför­derung unter Tage zu arbeiten. Seit seiner Rente 1994 ist auch er ein Pendler zwischen Türkei und Deutschland. Später zeigte er uns in seinem Haus sein aus der Zeche mitge­brachtes Handwerks­zeug.

Gespräch mit Necati Bey in Nachbars Garten

16. September 2022

Muharrem A.

Das Gespräch mit Muharrem Bey fand in Devrek im Teehaus an einer vielbefahrenen Straße statt. Was die Kommunikation nicht einfacher machte – es war laut und die Sitznachbarn schalteten sich ins Gespräch ein. Muharrem Bey pendelt zwischen Gladbeck und Devreck. Ein Fahrrad aus Deutschland, in den 1980ern für 400 D-Mark gekauft, ist in der Türkei sein Hauptfort­bewegungs­mittel. Wie so viele aus der Gegend arbei­tete auch Muharrem Bey im Bergbau und brachte es bis zum Vorar­bei­ter, bevor er 1993 in Rente ging.

Muharrem Bey auf dem Gehweg im Gespräch mit Mehtap Ergün

16. September 2022

İlknur Ç.

İlknur Hanım folgte ihrem Ehemann Abdullah Bey 1974 nach Mölln. Ihr Sohn kam in Mölln zur Welt. İlknur Hanım bewahrt die »Milupa-Geburts­karte« aus dem Krankenhaus in Mölln als Erin­nerungsstück auf. Eine in Deutsch­land erworbene Küchenmaschine der Marke Moulinex kommt nach wie vor zum Einsatz.

İlknur Hanım im Gespräch mit Mehtap Ergün

16. September 2022

Abdullah Ç.

In Devrek besuchten wir Abdullah Bey. Er lebte von 1973 bis 1982 in Mölln in Schles­wig-Holstein und arbeitete als Eisen­gies­ser. Aus dieser Zeit besitzt er noch eine Näh­maschine, die er in Deutsch­land für seine Frau erworben hat.

Abdullah Bey im Gespräch mit Mehtap Ergün

15. September 2022

Abdullah S.

Von 1969 an lebte Abdullah Bey für sieben Jahre in Bottrop. Wir trafen ihn in sei­ner Wohnung in Kozlu. Er brachte es zum Vor­ar­beiter im Bergbau. Die Sehnsucht nach der Türkei ließ ihn 1976 seinen Urlaub über Ge­bühr verlängern. Die Zeche im Ruhrgebiet hielt ihm seine Stelle noch eine ganze Weile offen. Als er sich zwei Jahre später für eine Rückkehr ent­schied, war sein Arbeits­platz inzwischen neu besetzt worden. Ohne Stellenangebot entfiel auch seine Ein­reise­erlaubnis nach Deutschland. All seine Erin­nerungsstücke verlor er vor Jahren bei einem Wohnungs­brand in Istanbul.

Abdullah Bey beim Gespräch in seinem Wohnzimmer

13. September 2022

Salih F.

Unser fünfter und letzter Termin in Çaycuma führte uns in die Küche von Salih Bey. Er kam schon 1963 nach Gelsenkirchen und auch er ar­bei­tete im Bergbau. Und ebenso kam bei ihm – im wahrsten Sinn des Wortes – Werk­zeug auf den (Küchen-)Tisch. Salih Bey vermisst die deutsche Version des Döners. Aber als Pendler kann er diese Sehn­sucht jedoch in regelmäßigen Abstän­den stillen.

Gesprächssituation bei Salih Bey in der Küche

13. September 2022

Necmi K.

Necmi Bey kam 1970 nach Deutschland und war auf der Zeche Westerholt tätig. Seit seinem Ruhe­stand 1985 pendelt er mit seiner Ehe­frau zwi­schen Gelsenkirchen und Çaycuma. Neben einer Kreissäge hat er sich wei­teres Wekzeug, wie Bohrmachine und Trenn­schlei­fer, aus Deutschland mitgebracht. Das Gespräch drehte sich auch um das Bildungs- und Gesundheitssystem in Deutsch­land und der Türkei.

Necmi Bey und seine Ehefrau.

13. September 2022

Cemal Z.

Beim Gespräch in seiner Wohnung in Çaycuma erzählte uns Cemal Bey, dass er jahrelang in Gelsenkirchen-Buer im Berg­bau be­schäf­tigt war. Der 75-jährige Rentner pendelt nach wie vor zwi­schen der Türkei und Deutsch­land. Im Side­board ist die Handleuchte zu erkennen, die Cemal Bey als sein Erinnerungsstück aus Deutsch­land bezeich­nete. Egal ob bei der Reise mit dem Auto oder beim Picknick, sie ist viel­seitig ein­setzbar.

Mehtap Ergün und Cemal Bey im Gespräch.

13. September 2022

Fatma Ö.

Fatma Hanım arbeitete ab 1970 für 10 Jahre als Büglerin in der Kleiderfabrik Elisabeth im Ruhr­gebiet. Auf die Frage was sie am Meisten an Deutschland vermisst kam die prompte Antwort: Die Kinder und Enkel­kinder.
Als Andenken an ihren Deutschland-Aufent­halt gibt es verschiedenes Geschirr, das im Haus­halt zum Einsatz kommt.

Gruppenaufnahme bei der Familie Ö.

13. September 2022

Meryem Ö.

In Çaycuma hatten wir einen arbeitsreichen Tag mit fünf Fototerminen und weiteren Bespre­chungen. Den An­fang machten wir bei Meryem Hanım. 1970 kam sie nach Nordrhein-Westfalen und lebte bis 1984 in Werne. An ihre Zeit in Deutschland erin­nert sie eine Fotografie der Moschee in Gladbeck.

Meryem Hanım im Gespräch mit Mehtap Ergün

12. September 2022

Hanife G.

Im Juni 1970 kam Hanife Hanım, die heute zwi­schen Kozlu und Itzehoe pendelt, nach Schles­wig-­Holstein. Ihre Fähig­keiten waren beim Er­stel­len von technischer Keramik und später bei der Produktion von hoch­wertigem Schreibgeräten gefragt. Aus dieser Zeit besitzt sie noch Lu­pen, die sie damals zur Qualitäts­kontrolle benötigte.
Familienmitglieder brachten das Gespräch auf zwei Koffer mit unbekanntem Inhalt, die auf Schränken im Schlafzimmer lagern. Hanife Hanım verriet nur so viel, dass das die Originalkof­fer von ihrer ersten Reise nach Deutschland wären. Den Inhalt gab sie jedoch nicht preis.

Zwei Koffer auf einem Kleiderschrank

11. September 2022

Feridun G.

Mit seiner Mutter kam Feridun Bey 1964 als Schulkind nach Wunsiedel in Oberfranken. Nach seinen Anfängen in der nord­bayerischen Porzel­lanindustrie ließ sich Feridun Bey in Nürnberg nieder. Jahrzehnte war er als erfolgreicher Unter­nehmer tätig bevor er 2012 wieder in seine Heimat zurückkehrte. Im Gepäck hatte er auch sein Hochzeitsfoto aus den 1970er Jahren, auf­ge­nommen im alt eingesessenen Nürnberger Foto­studio Fritz Kolb. Auch deutschen Filterkaffee weiß Feridun Bey an seinem jetzigen Wohnsitz in Kozlu sehr zu schätzen.

Kaffeemaschine plus Packung Filterkaffee

9. September 2022

Gönül & İhsan Z.

Nach fast einem Jahr reisten wir wieder in die Türkei. In Kozlu an der Schwarzmeer­küste waren wir bei Gönül Hanım und İhsan Bey zu unseren ersten Gesprächen zu Gast. Sie arbeiteten in Nürnberg bei MAN und Grundig. Seit 1992 leben sie mit ihrer Familie wieder in der Türkei. Das Gemälde, das sie damals von einem Nachbarn als Abschiedsge­schenk bekamen, hat einen ausge­such­ten Platz in ihrem Haus bekommen.

Großes Familienbild mit Gästen

17. Juni 2022

İhsan İbrahim K.

Am 10. März 1972 kam İhsan Bey nach einer mehr­tägigen Reise mit Bus und Bahn aus Gaziantep in Berlin an, um seine Arbeit als Dachdecker auf­zu­nehmen. Mit in seinem 360kg Gepäck hatte er Lebensmittel, die damals in Berlin nicht oder nur sehr schwer zu bekommen waren – Oliven­öl, Kichererb­sen, Bulgur, getrocknete Bohnen.
Die verschiedenen Ringe, die er uns als seine Erinnerungsstücke präsentierte, brachte er spä­ter aus der ersten Heimat mit.

Ihsan Bey und seine Tochter Tuğba im Gespräch mit Mehtap Ergün

3. Juni 2022

Antonia D.

Nach einer langen Covid-19 und Ramadan be­ding­ten Unterbrechung ging es nun in Berlin weiter. Antonia Hanım erzählte von ihrer Flucht aus der Türkei 1980. Und ließ uns auch wissen, was es mit dem Nagel­knipser im Stile eines eng­lischen Palastswächters auf sich hat.

Familienbild Antonia nach dem Interview

15. November 2021

… und was haben Sie mitge­bracht?
… peki siz yanınızda ne getir­diniz?

Unser zweisprachiger »Casting«-Flyer ist fertig.

Flyer

30. September 2021

Şenay T.

In Eğlenhoca besuchten wir außerdem Şenay Bey, der seit 1984 wieder zurück in der Türkei ist. Er und Hatice Hanım berichteten sehr lebendig von ihren Erfahrungen in den 1970er Jahren in Oberkirch bei Offen­burg. Şenay Bey ließ uns wissen, dass ihn der Erstkonsum von Schnupf­tabak im wahrsten Sinn des Wortes um­gehauen hat. Aber die Erfahrung scheint einen sehr posi­tiven Ein­druck auf ihn gemacht zu haben. Er kon­sumiert heute noch Schnupftabak der Marke Gletscher­prise, den er aus verlässlicher Quelle direkt aus Deutsch­land bezieht.

Ioni Laibarös, Mehtap Ergün, Hatice Hanım und Şenay Bey

30. September 2021

Yusuf K.

Unser Gespräch mit dem ehemaligen Muhtar (Orts­vor­steher) von Eğlenhoca Yusuf Bey fand auf der Terasse am Rande seines riesigen Gartens statt. Er berichtete von seiner Arbeit als Schweißer bei Blohm & Voss in Hamburg und später bei einem Autozulieferer in Frankfurt. Seit 1997 ist er zurück in der Türkei. Die damals mitge­brachte Sackkarre leistet ihm immer noch wert­volle Dienste und hält auch die Erinnerung an Deutsch­land wach.

Yusuf K. im Gespräch mit Mehtap Ergün

29. September 2021

Nebahat E.

Ein weiterer Termin in Balıklıova diesmal mit Nebahat Hanım. Das Weizenbierglas aus der Gast­stätte ihres verstorbenen Ehemanns in Berlin Kreuzberg bewahrt sie nach Jahrzehnten immer noch auf, obwohl sie – selbst­redend – kein Bier trinkt. Auf dem Foto sind alle an dem 1 1/2-stündigen Gespräch Beteiligten zu sehen.

Familienfoto – Gruppenaufnahme

25. September 2021

Erster Fototermin – Türkan E.

In Balıklıova auf der Halbinsel Karaburun hatten wir unseren ersten Fototermin. Türkan Hanım erzählte von ihrem Ankommen und Leben in Büchen und Hamburg. Von ihrem ersten Geld in den 1970er Jahren in Deutschland kaufte sie sich hochwer­tiges Küchengerät, das sie heute noch besitzt.

Mehtap Ergün im Gespräch mit Türkan

31. August 2021

Antrag bewilligt: NEUSTART KULTUR - Stipendienprogramm 2021

»Sehr geehrte*r Stipendienbewerber*in,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Antrag auf Förderung bei der Stiftung Kulturwerk bewilligt wurde.


Mit freundlichen Grüßen Ihr Neustart-Team
Stiftung Kulturwerk, c/o VG Bild-Kunst, Köthener Straße 44, 10963 Berlin«


Unser Projekt wird im Rahmen von Neustart Kultur gefördert!

Logos Neustart Kultur

2. August 2021

Almancι und Gurbetçiler – Eine Erinnerung

Fotoprojekt von Mehtap Ergün und Ioni Laibarös

Die Idee

Vor Jahrzehnten kamen Frauen und Männer aus der Türkei zum Arbeiten nach Deutschland. Manche, »Gurbetçiler«, blieben und Deutschland wurde zur zweiten Heimat, manche, »Almancılar« kehrten in ihr Mutterland zurück.


»Gurbetçi« ist ein Türke, der im Ausland lebt und arbeitet, aber dem Mutter­land innerlich noch sehr verbunden ist. Im Deutschen wird »gurbetçi« gerne mit »Auslandstürke« oder »Gastarbeiter« wiedergegeben. »Almançı« werden in der Türkei die Rückkehrer aus Deutschland genannt. Im Türkischen ist »Almancı« ein Kunstwort, meistens mit »Deutsch­länder« oder »Deutschtürke« übersetzt.

Egal ob »Gurbetçi« oder »Almancı« – sie alle brachten sich ein Erinnerungs­stück mit.
In Bildpaaren (jeweils Portrait und Stillleben) soll erkundet werden, was uns diese Gegenstände über den jeweiligen Menschen und seine Bindung zum fernen Land erzählen.
Das Stillleben thematisiert allein das Objekt, an dem die Erinnerung an das jeweils ferne Land, sei es Deutschland oder die Türkei, von den porträ­tier­ten Menschen festgemacht wird.
Das Porträt zeigt den dazugehörigen Menschen, um dem Objekt des Stilllebens ein Gesicht an die Seite zu stellen. Das könnte ein »Almancı« und sein deut­sches Auto oder die mitgebrachten Weih­nachtsartikel sein oder ein »Gurbetçi« und die einfache Türkei-Landkarte an der Wand oder das mitge­brachte Tavla-Spiel.

Was erzählen diese Bilder über die Türkei, was über Deutschland? Werden gängige Klischees er­füllt oder werden Aspekte aufgezeigt, die all­ge­mein nicht im Fokus stehen? Das Ergebnis wird einen spannenden Einblick in einen immer noch wenig bekannten Teil der deutschen Gesell­schaft geben und eröff­net einen Zugang zum Deutsch­land­bild in der Türkei. Mit unserem Fotoprojekt wollen wir den »Almancılar« und »Gurbetçiler« ein Gesicht geben und ihre ganz per­sön­lichen Geschichten in Erinnerung bringen.

Die Umsetzung

Es werden Menschen der ersten Migranten-Genera­tion, vom »einfachen Mann von der Straße« bis hin zu Personen des öffentlichen Lebens, foto­gra­fiert. Der Ort der Aufnahme soll das von den Porträtierten geprägte persönliche Umfeld sein, die Wohnung oder auch der Arbeitsplatz.
Zusätzlich zu den Fotos wird noch ein kurzes Interview mit Fragen zu bio­grafischen Daten und zu dem ausgesuchten Erinnerungsstück geführt.

Der Ausblick

Die erstellten Fotografien und Kurztexte werden in einem zweisprachigen Buch und als Ausstel­lung in Deutschland und der Türkei veröffent­licht.

Der Wunsch

Sie sind »Almancι« oder »Gurbetçi« der ersten Generation, haben Verwandte, Freunde oder Nachbarn aus diesem Personenkreis? Dann bitten wir sehr herzlich um eine Kontaktaufnahme.
Birinci nesilden gurbetçi veya almancı mısınız, ya da bu grubtan akraba, arkadaş ya da komşularınız var mı? Sizden o zaman bizimle iletişime geçmenizi rica ediyoruz.
Mehtap Ergün Telefon +49 157 73 74 88 66 (Türkisch und Deutsch)
Ioni Laibarös Telefon +49 175 52 77 523 (Deutsch)
E-Mail aveg|at|laibaroes.de